Kolostrumgewinnung

Neugeborene von Müttern mit Diabetes haben ein höheres Risiko für Unterzuckerung (Hypoglykämie). Am niedrigsten ist der Blutzuckerspiegel erwartungsgemäß eine Stunde nach der Geburt. Deshalb wird empfohlen, 30 Minuten nach der Geburt erste Nahrung zu verabreichen. Da das Neugeborene allerdings meist noch nicht zum Stillen bereit ist, empfiehlt es sich, mit Hand gewonnenes Kolostrum zu füttern. Somit kann auch die Fütterung von künstlicher Nahrung vermieden werden.

Als Kolostrum wird die Milch bezeichnet, die der Körper im letzten Drittel der Schwangerschaft und während der ersten Tage nach der Geburt bildet. Es wird auch Vormilch oder Erstmilch genannt. Kolostrum ist dickflüssig und hat eine gelbliche bis orange Farbe. Täglich werden ca. 30 ml der wertvollen Vormilch von der Brust gebildet. Das Neugeborene nimmt in den ersten Lebenstagen pro Mahlzeit 5-7 ml Kolostrum auf, da der Magen noch sehr klein ist.

Kolostrum enthält:

• Immunglobuline: Zellen, die vor Infektionen schützen und die Reifung des Immunsystems Ihres Babys unterstützen.
• Oligosaccharide: Zuckermoleküle, die die Darmwand Ihres Babys mit einer Schutzschicht überziehen und dadurch den Übertritt krankmachender Bakterien aus dem Darm ins Blut verhindern.
• Lactoferrin: Eiweiß, das entzündungshemmend wirkt und den Aufbau einer natürlichen Darmflora fördert.
• Verdauungsenzyme: Stoffe, die die Darmtätigkeit anregen und den Abgang des ersten Stuhlgangs Ihres Kindes (Mekonium) unterstützen.
• Enzyme und Stoffe, die den Blutzuckerspiegel Ihres Babys am besten stabilisieren.

• Waschen Sie sich zunächst die Hände.
• Beginnen Sie mit einer Brustmassage: Dazu legen Sie Ihre Hände flach auf sie Brust auf und verschieben sanft das Brustdrüsengewebe hin und her sowie auf und ab, ohne die Hände auf der Haut gleiten zu lassen (siehe Abbildung 1 & 2).
• Anschließend führen Sie Zeige- und Mittelfinger in kleinen kreisenden Bewegungen spiralförmig in Richtung der Brustwarze (siehe Abb. 3).
• Dann streichen Sie mit den Fingerspitzen rund um die Brust herum vom Brustansatz bis zur Brustwarze (siehe Abb. 4).
• Zuletzt schütteln Sie die komplette Brust leicht („Milkshake“, siehe Abb. 5).
• Handentleerung: Platzieren Sie Daumen und Zeigefinger/Mittelfinger, jeweils 2-3 cm von der Brustwarze entfernt. Heben Sie die Brust leicht an und führen Sie sie waagrecht Richtung Brustkorb, dabei dehnen Sie das Gewebe mit den Fingern leicht auseinander (siehe Abb. 6).
• Rollen Sie nun die Finger den Abstand zueinander verringernd nach vorne ab (siehe Abb. 7). Wichtig ist dabei, dass Sie nicht auf der Haut „rutschen“. Entspannen sie anschließend Ihre Finger, bevor sie erneut mit dem Vorgang beginnen.
• Nach einigen Wiederholungen können Sie die Position der Finger rund um die Brust verändern.
• Auffangen des Kolostrums: Sie können die Kolostrumtropfen direkt nach dem Austreten an der Brustwarze mit einer Spritze aufziehen. Diese sollten Sie anschließend mit einer Verschlusskappe verschließen und beschriften Sie die Spritze mit Ihrem Namen und dem Gewinnungsdatum.

Die Kolostrumgewinnung sollte ab der 37. Schwangerschaftswoche ein- bis zweimal täglich für 5–10 Minuten pro Brust erfolgen.

Hilfreiche Videos zur Anleitung finden Sie unter dem folgenden Link: Kolostrum gewinnen | Entspanntstillen.de

Zu Beginn benötigen Sie wahrscheinlich ein wenig Übung, bevor sich die ersten Tropfen zeigen. Sollten Sie kein Kolostrum gewinnen können, heißt das nicht, dass Sie später nicht erfolgreich stillen können!

Das Team der Frauenklink stellt Ihnen das notwendige Material (1 ml und 2 ml Spritzen, Verschlusskappen und Aufkleber zum Beschriften) in einer sogenannten „Kolostrumtasche“ zur Verfügung. Diese können Sie jederzeit ohne Termin in der Allgemeinsprechstunde für Schwangere (Montag bis Donnerstag 8.00 – 16.00 Uhr, Freitag 8.00 – 14.00 Uhr) abholen.

• Frieren Sie das gewonnene Kolostrum in der verschlossenen Spritze sofort ein. Dazu können Sie diese mit Kolostrum gefüllten Spritzen in dem ZIP-Beutel, der ebenfalls mit Ihrem Namen beschriftet ist, im Tiefkühlschrank aufbewahren.
• Zur Geburt nimmt Ihr Partner diese „Kolostrumtasche“, gefüllt mit sämtlichen Kolostrumspritzen, in einer Kühltasche zwischen Eis-Akkus gelagert mit in die Klinik.